Die recht wohlhabende Ortschaft Pájara liegt westlich der zentralen Ebene von Fuerteventura und hat rund 1.100 Einwohner. Rings um den Ort erheben sich bis zu 600 Meter hohe Berge. Die höchste Erhebung ist die 609 Meter hohe Moňtana de Fénduca im Norden von Pájara.

Von Pájara aus werden unter anderem auch die großen Touristenzentren Costa Calma und Jandia Playa auf der Halbinsel Jandia verwaltet. Insgesamt gehören 14 Ortschaften mit knapp 19.000 Einwohnern zum Gemeindebezirk von Pájara. Die Gemeinde Pájara ist die südlichste der sechs Gemeinden auf Fuerteventura und hat eine Fläche von rund 400 Quadtratkilometern. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1612. Der Name des Ortes Pájara leitet sich vermutlich von dem andalusischen Begriff für Rebhuhn ab, da es in dem Barranco de Pájara, in dem der Ort liegt, in früheren Zeiten viele Rebhühner gegeben haben soll.

Die Kirche von Pájara
In den ersten zwei Jahrhunderten nach der Eroberung Fuerteventuras durch die Spanier gehörte Pájara zur Pfarrei der benachbarten Inselhauptstadt Betancuria. Im 17. Jahrhundert nahm die Bevölkerungszahl im Ort aber infolge der prosperierenden Landwirtschaft stark zu, so dass im Jahr 1708 eine eigene Pfarrei für Pájara gegründet wurde. Im selben Jahr wurde auch mit dem Bau der Kirche Nuestra Señora de Regla im Zentrum des Ortes begonnen. Das heutige Hauptschiff entstand in den Jahren 1708 bis 1711. Da sich die Kirche aber schon bald als zu klein erwies, musste nur rund 20 Jahre später ein zweites Schiff an das erste angebaut werden.

Im Hauptaltar der Iglesia Nuestra Señora de Regla befindet sich eine Statue der Virgen de la Regla (spanisch: Jungfrau von Regla). Die Marienfigur entstand vermutlich im späten 17. Jahrhundert in Mittelamerika. Traditionell bestehen zwischen den Kanarischen Inseln und Mittel- und Südamerika enge kulturelle und wirtschaftliche Verbindungen, da viele Einwohner der Kanaren im Verlauf der vergangenen Jahrhunderte nach Kuba, Venezuela oder in andere lateinamerikanische Länder auswanderten. So verwundert es auch nicht, dass die Virgen de la Regla nicht nur die Schutzheilige von Pájara ist, sondern auch in den kubanischen Städten Havanna und Regla als Schutzpatronin verehrt wird.

Besonders beeindruckend ist das Hauptportal der Kirche von Pájara. Aufgrund der hier zu sehenden Figuren, die stark an Skulpturen der mittelamerikanischen Azteken erinnern, wurde lange Zeit behauptet, dass das Portal der Kirche von Pájara aus Mexiko stamme. Im oberen Teil des Kirchenportals finden sich unter anderem zwei Schlangen, die sich selbst in den Schwanz beißen. Oberhalb davon sind zwei Tiere zu sehen, die wie Raubkatzen aussehen. Drei Köpfe, die offensichtlich einen Federschmuck tragen, erinnern an Indianer.

Heute geht man davon aus, dass der unbekannte Künstler, der die ausgefallenen Motive im Hauptportal der Kirche von Pájara angefertigt hat, durch ein Buch des Italieners Cesare Ripa aus dem Jahre 1593 inspiriert wurde. In diesem Werk, das in der Renaissance- und Barockzeit als die Bibel der bildenden Kunst galt, regte Ripa unter anderem auch die Verwendung indianischer Motive in der europäischen Architektur an.
Pájara – einstiges Zentrum der Landwirtschaft
Im 17. und 18. Jahrhundert galt Pájara als Zentrum der Landwirtschaft auf Fuerteventura. Auf den Feldern in der Umgebung des Ortes wurden Getreide und Kartoffeln angebaut. Außerdem lebten die Menschen in Pájara von der Viehzucht. Noch heute zeugen einige liebevoll restaurierte Gutshöfe im Ort vom einstigen Reichtum in Pájara.

Später wurden in Pájara, wie in vielen anderen Orten auf Fuerteventura auch, Feigenkakteen (Opuntia ficus indica) angepflanzt, um auf diesen die zur Farbstoffgewinnung benötigte Cochnille-Laus (Dactylopius coccus) zu züchten.

Die Zucht der Cochnille-Laus (Dactylopius coccus) wurde auf den Kanarischen Inseln ungefähr ab dem Jahr 1830 in großem Stil betrieben. Zur Gewinnung von 100 Gramm Karminrot benötigte man ungefähr 300.000 Läuse, die in mühsamer Handarbeit von den Feigenkakteen abgesammelt wurden. Durch die Erfindung der Anilin-Farbstoffe durch BASF Ende des 19.Jahrhunderts gab es bald keine Nachfrage mehr für den aus der Cochnille-Laus gewonnenen roten Farbstoff und die meisten Landwirte auf den Kanaren gaben die Zucht der Cochnille-Laus wieder auf.

Direkt gegenüber der Kirche von Pájara wurde ein originalgetreu restaurierter Schöpfradbrunnen aus dem 19. Jahrhundert aufgebaut. Derartige Schöpfradbrunnen, die auf Fuerteventura als norias bezeichnet werden, wurden von Kamelen oder Eseln angetrieben und wurden bis vor wenigen Jahrzehnten noch zur Bewässerung der Felder genutzt.

Um die Schöpfradbrunnen in Bewegung zu setzen mussten Esel oder Kamele stundenlang im Kreis gehen. Dabei bewegten sie ein horizontal ausgerichtetes Holzrad, dessen Drehung dann auf das Wasserschöpfrad übertragen wurde.

Sehenswert ist auch die Casa del Artesano im Ortszentrum von Pájara, wo man kanarische Handwerkskunst besichtigen kann.